Das Interesse seitens der Bevölkerung an der wichtigen und bedeutenden Stadtratssitzung war groß“ , behauptet er eingangs und das war auch schon die ganze Nachricht, denn die Begründung für den Doppelmoppel „wichtig & bedeutend“ bleibt er schuldig. Wichtig & bedeutend sind z.B. Themen wie Entlastungsstraße, TEB, Haushalt, Altenwohnungen, Wahlversprechungen oder Bürgerportal, aber die werden sachgerecht anderswo behandelt.
Damit, was nun ausgerechnet diese Ratssitzung uns bedeuten will, rückt er eher knickrig raus: „immerhin“, so beschattet er im Lichte von Wichtig- & Bedeutsamkeit, „sollte ja ein neues Stadtoberhaupt gewählt werden.“
Sein „ ja“ festigt ihm den Doppelmoppel, während sein „immerhin“ dessen Plausibilität erschüttert.
„Die Ratsmitglieder der EBI und von BfB/CDU - von Bürgern gewählte Volksvertreter - blieben der Versammlung jedoch bewußt fern.“
Was ist nun das Verwerfliche? Sehr wahrscheinlich das „bewusst“ , denn bewusstes Handeln in der Politik, also mit Verstand und nicht nach Pawlow oder Bauchgefühl, ruft Argwohn hervor, den zu schüren dem Detlef der Zusatz bewusst unverzichtbar ist.
Bewusstheit ist die Schwester des Vorsatzes, der wirkt strafverschärfend.
Dass solche bewussten EBI- und BfB/CDU-Ratsmitglieder obendrein „von Bürgern gewählte Volksvertreter“ sind - in diese Wunde muss des Detlefs Finger - leitet den Skandal ein, den der Hauptgefreite der Propagandakompanie nicht besser hätte inszenieren können.
Der Hintergrund des Fernbleibens wird nicht überliefert - Nachrichtensperre! Nach hinten wegtreten! Stattdessen wird in's Vakuum geplaudert und wer was wissen will, soll bei BfB/CDU und EBI selber lesen oder doof bleiben.
„Sie hatten öffentlich [dies ist die zweite Schwester des Vorsatzes!] gegen ... argumentiert“ und weil die Nachrichtensperre auch und gerade für die Weggetretenen gilt, sind die Gedanken Brei und breiten sich von selber aus: „Dem Betrachter drängt sich allerdings die Vermutung auf, dass ...“
Welchem Betrachter? Meint er den Leser, den Ratsbesucher?
Und was gibt's hier sonst zu betrachten als die fehlende Information? Aha: Detlefs Vermutung! Die nämlich drängt sich auf.
Bislang hatte ein Betrachter eine Vermutung oder er hatte keine, mitnichten aber erlangte er sie durch deren Aufdrängung bzw. - dringlichkeit.
Und weil die deutsche Sprache schwierig ist, klemmt der Schreiber ein allerdings dazwischen. Das ist zwar sinnlos, wirkt aber kritisch und rätselhaft.
„...dass das Fernbleiben einen anderen Grund hat“, sagt er weiter, der Betrachter, der er selber ist, bei der Betrachtung seiner eigenen drängenden Vermutung und suggeriert damit, er habe bereits einen Grund genannt und nun noch einen anderen aufgespürt.
Aber Pustekuchen! Nix hat er außer Betrachtung, Drängen und Vermutung und er raunt fröhlich weiter hin - und herleitend: „Da die Wahl der neuen Bürgermeisterin wohl kaum Ursache gewesen sein kann...“
„Wohl kaum gewesen sein kann“ ..., das ist die bleibende Nachricht, wenn die Propagandakompanie längst abgezogen ist, und er schreibt Ursache und meint Anlass, aber er kann es nicht sagen.
„... scheint die Begründung für den Boykott offensichtlich in der Ernennung (...) zu liegen“ - ja wattennu?
Scheint es dem Detlef nur oder ist es - im Gegenteil - ihm und allen offensichtlich? Scheißdrauf, hauptsache Orakelkette.
Er schreibt Begründung und er meint Grund, aber er kann es nicht sagen - denn gerade die Begründung, also die Erklärung von EBI, BfB/CDU ist eben die Information, die verschwiegen unter'm Redaktionsschreibtisch liegenbleiben soll.
„Demnach“, so rührt er den Brei der Betrachtung seiner Vermutung eine weitere Runde, „lasten die fünf Ratsleute dem bisherigen Bürgermeister die große Misere mit Entlastungsstraße und Nordseetherme an“, obwohl doch allerorten Verunsicherung sich breitmacht angesichts der Vielzahl der Täter.
Mit Misere aber betreten wir nun großes Esenser Schicksalskino; Jammer, Not & Elend nämlich quillt aus der Betrachtung der Vermutung und wird dem Ex-Bürgermeister an den Hals geschrieben.
„Dabei basiert das Fiasko auf Entscheidungen der Ratsgemeinschaft“
Das „dabei“ suggeriert nun einen Widerspruch, so funktioniert die Dialektik der Kai-Diekmann-Förderschule: These - Gegenthese - Prothese, und auch sonst ist' s insgesamt ein grandioses Satzwerk:
Diesmal mit Fiasko, dem Misserfolg, der eine Basis hat, nämlich die Entscheidungen einer Gemeinschaft, die die Basis für den Misserfolg darstellen.
Und sonst so? Wer hier die Ratsfraktionen und - gruppen als Ratsgemeinschaft halluziniert, nennt den Esenser Stadtrat auf der selben Seite ebenso selbstverständlich: „Volksparlament“ - und ertaubt hoffentlich unterm schallenden Gelächter.
„Einer Beteiligung der Ehrenbürgerernennung bewusst zu umgehen...“ - so langer Quark in so kurzem string - sie ausweichen oder ihr umgehen ... ?
Eine Beteiligung der Ernennung ... ?, da die deutsche Sprache doch so viele Verhältniswörter kennt (an, auf, hinter, neben, in, über, unter, vor und zwischen).
Umgehen bezeichnet eine verdruckste Vermeidungshaltung, aber diese hier natürlich aktiv und zielgerichtet, nämlich bewusst - da ist sie wieder, die Schwester des Vorsatzes, und eiert zwischen den Gegenteilen, um „die Entscheidung nicht mitzutragen“.
Die Entscheidung wird gefällt, getroffen, oder auch nicht, oder, wie in Esens häufig, vertagt, das bleibt dem jeweiligen Entscheider überlassen, aber getragen, gar mitgetragen, wird sie gewiss nicht.
Auch ihr Ergebnis wird nicht getragen, sondern allenfalls umgesetzt oder nicht; schwer zu tragen haben daran gelegentlich die Entscheider, allerdings im übertragenen Sinne, compris ?
Und was ist dies alles? Steht doch drüber: Schlechter Stil !
Jürgen Lohs