Leserbrief zum heutigen Bericht im Anzeiger für Harlingerland
„Sternsinger bringen Segen ins Rathaus“ von Detlef Kiesé
Fast wäre sie untergegangen, die Mitteilung im heutigen Anzeiger für Harlingerland:
"Pastor Terhorst erklärte eher scherzhaft, dass der Segen des Verwaltungsgebäudes auch zu einer Lösung im Erhalt der kommunalen Entlastungsstraße beitragen möge."
Gottes Segen für den „Erhalt der Entlastungsstraße“?!
Nun, da vor gar nicht mal zwei Monaten dem geschädigten, beraubten Landeigentümer und widerrechtlich Enteigneten an dieser Stelle von einem Esenser Heimatforscher, Nabu-Genossen und Ex-Bauausschußvorsitzenden die teuflischen Attribute einer ostfriesischen Sagengestalt attestiert wurden, da tritt ein ausgewiesener Diener Gottes hinzu, der den Rechtsbruch und Unrechtszustand quasi zum Höheren Werk erklärt, dessen Erhalt der Segen zuteil werde.
Nun aber war im Aachener Aussendungsgottesdienst des Päpstlichen Kindermissionswerkes überhaupt keine Rede davon, daß der spiritus sanctus, ob Trost oder Erkenntnis, nun ausgerechnet in die Verantwortlichen der Umgehungsstraße Esens-Bensersiel fahren möge, und ob gerade die Esenser Kinder das Spezifikum eines solchen Segens hier erahnen, darf bezweifelt werden.
Und hat man sonst in der 15 Jahre währenden Genesis der Umgehungsstraße je einen beflissenen Kirchenvertreter mahnend, bedenkenvoll oder gar mutig seine Stimme erheben gehört zugunsten eines Obrigkeitsopfers, eines betrogenen Zeitgenossen, eines beraubten Mitbürgers, oder irgendeiner Rechts- oder Sozialregel in diesem Kontext? Hat man nicht!
Segnung der Taten, Verteufelung der Betroffenen - Sollte ich die Anliegen der Katholischen Soziallehre (der ich im Bistum Aachen rund 25 Jahre beigewohnt habe) tatsächlich so gründlich mißverstanden haben?
Oder war das alles schließlich gar nicht so gemeint (“scherzhaft“) und ich möge meinen Einwand an den Humorbeauftragten im Bischöflichen Generalvikariat Osnabrück richten?
Moorweg, 04.01.2016
Jürgen Lohs